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Das Evangelium dieses Sonntags ruft andere Aussprüche Jesu in den Sinn, wie folgende: "Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit" und " Selig sind die Friedfertigen". Über die Bibelstellen nachdenkend, wo diese Sätze vorkommen, scheint es jedenfalls, dass die richterliche Gerechtigkeit Gott zu überlassen ist, während der Frieden immerhin zu erbauen ist, ununterbrochen und unaufhörlich. Siebzig mal sieben Male werden wir verzeihen und jeden Tag darum bitten müssen, dass das Reich komme und der Wille Gottes geschehe. Unsere Handlungen sind entweder auf Gerechtigkeit ausgerichtet oder sind gerecht, weil sie die Unterdrückten befreien und uns die Güter mit den Armen teilen und die Unglücklichen trösten lassen  (so sind sie Werke von Gerechtigkeit, die Frieden erzeugen), oder sie tendieren mehr zur Rache, als zur Gerechtigkeit im Sinne von zedaqà (=Treue zum Bund [der Urväter] mit Gott), die sich schließlich mit der Heiligkeit in Gott identifiziert. Der "ungerechte " Richter erinnert stark an den "ungerechten Mammon". Mit dem Reichtum und mit der Gerechtigkeit muss man sich Freunde machen, die zwar nicht in den Augen der Menschen, aber gewiss in Gottes Augen zählen. Die Witwe, die mit Beharrlichkeit jeden Tag um Gerechtigkeit bittet und endlich erhört wird, ist nur eine Ikone dafür, wie auch wir die Gerechtigkeit immer in unseren Gedanken tragen können und müssen, und zwar über unsere geheimsten Bestrebungen hinaus. Aber wir müssen sie auch aus Friedensliebe üben und nicht, um uns wegen Beleidigungen zu rächen.  

 

29. Sonntag des Jahreskreises (c) 2004

 

Wirst Du uns lange warten lassen?
Die Gesichter vieler Menschen
wenden sich zu Dir,
und unzählig sind die Gebete auf Erden;
aber dieses ist nicht das Problem.

Ja, vielleicht beten wir schlecht
und können nichts anderes, als um etwas bitten,
ohne jemals dem zu lauschen,
was Dein Geist uns zuflüstert.

Du musst jedoch davon ausgehen, Herr,
dass das Unrecht auf der Erde sehr verbreitet ist
und dass der stumme Schrei der Unschuldigen,
der gewiss an Dein Herz dringt,
unter uns kein Gehör zu finden scheint,

weil wir allzu beschäftigt

mit unseren eigenen Angelegenheiten.

Möge Dein Wort uns lehren,
Gerechtigkeit zu üben,
statt nur um sie zu bitten! Amen!
 

(GM/17/10/04)

Lukas (18,1-8) Jesus sagte ihnen durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten: In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Feind! Lange wollte er nichts davon wissen. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; trotzdem will ich dieser Witwe zu ihrem Recht verhelfen, denn sie lässt mich nicht in Ruhe. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mir ins Gesicht. Und der Herr fügte hinzu: Bedenkt, was der ungerechte Richter sagt. Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde (noch) Glauben vorfinden?