Das Evangelium fordert uns auf, über unseren Mangel an
Solidarität für die Unglücklichen ernsthaft nachzudenken. Wenn die Tür des
Unsichtbaren sich weit geöffnet haben wird, werden alle verriegelten Türen
unseres beschränkten Gesichtsfeldes auftauchen. Jene Türen, die im Angesicht
von Leben und Tod des Lazarus und seiner millionen kleinen und großen Brüder
und Schwestern immer noch verschlossen gehalten werden, von hüben und drüben unserer
territorialen, kulturellen und religiösen Grenzen. Verriegelte Türen sind auch
diese: Eine Religion, eine Kultur, eine geschichtlich-geografische Region,
ein sogenannter Fortschritt..., vielleicht auch unsere Anmaßung, immer die
Ersten, Besten, Gerechtesten zu sein. Und trotzdem erheben wir ein Gebet,
damit die Tür unserer Individualität sich für eine kollektive, wahrlich
globale Identität öffne, die mehr als Privilegien und Gewinne globalisiert. |
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26. Sonntag des Jahreskreises 2004(c) Eine Tür
bleibt ohn‘ Unterlass
erbarmungslos verriegelt vor dem Leiden so vieler Lazarus‘ der Welt.
Nein, es ist nicht die Tür der
Anderen, taub ist und blind. GM 25/09/04) |
Lukas 16,19-31 Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich mit
Purpur und köstlicher Leinwand und lebte alle Tage herrlich und in Freuden.
Es war aber ein armer Mann mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Tür voller
Schwären und begehrte sich zu sättigen von den Brosamen, die von des Reichen
Tische fielen; doch kamen die Hunde und leckten ihm seine Schwären. Es begab
sich aber, dass der Arme starb und ward getragen von den Engeln in Abrahams
Schoß. Der Reiche aber starb auch und ward begraben. Als er nun in der Hölle
und in der Qual war, hob er seine Augen auf und sah Abraham von ferne und
Lazarus in seinem Schoß. Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich
mein und sende Lazarus, dass er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche
und kühle meine Zunge; denn ich leide Pein in dieser Flamme. Abraham aber
sprach: Gedenke, Sohn, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben,
Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun aber wird er getröstet, und du wirst
gepeinigt. Und über das alles ist zwischen uns und euch eine große Kluft
befestigt, dass die wollten von hinnen hinabfahren zu euch, könnten nicht,
und auch nicht von dannen zu uns herüberfahren. Da sprach er: So bitte ich
dich, Vater, dass du ihn sendest in meines Vaters Haus; denn ich habe noch fünf
Brüder, dass er ihnen bezeuge, auf dass sie nicht auch kommen an diesen Ort
der Qual. Abraham sprach zu ihm: Sie haben Mose und die Propheten; lass sie
dieselben hören. Er aber sprach: Nein, Vater Abraham! sondern
wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun. Er sprach zu
ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht
glauben, wenn jemand von den Toten aufstünde. |