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Unser Gesellschaftsleben ist voller Kompromisse und Austausch gegenseitiger Gefälligkeiten: Geschenke, die bloßer Tauschhandel sind, Begünstigungen, die als Verpflichtung zu zukünftigen Gegenleistungen wahrgenommen werden, sowie Nacheiferung, die mehr auf der  Ebene des Habens als des Seins stattfindet, sogar allein auf jener des Besitzens, wenn nicht gar des bloßen Scheins. Z.B. dieses Typus:  "Wenn der Andere viel besitzt, muss ich mindestens zeigen, dasselbe zu haben, besser noch etwas mehr". Zwar ist wahr, es fehlt nicht an Beweisen von Großzügigkeit, Äußerungen echter Freundschaft ohne Ansprüche und irgendwelche Gegenleistungen. Aber sind sie wirklich zahlreich? Oder sind sie eher Ausnahmen, welche die Regel bestätigen, mithin gemeinsame Unsitte? Außerdem: Wer gilt in Gottes Augen und folglich in seinem Reich, jenem Reich, das auf dem Sein und nicht dem Haben gründet, auf dem Wesen und nicht auf dem Anschein? Die Botschaft dieses Sonntags klingt ungewöhnlich, ist aber die einzige, die uns auf den Weg der Wahrheit zurückführt, nach der wir alle heute mehr denn je dürsten, denn das Streben nach Glaubwürdigem kann im menschlichen Herzen nie versiegen. Beginnen wir also damit, unsere gegenseitigen Beziehungen zu ändern, und das Reich Gottes wird auch für uns kommen, unerwartet und  freudevoll, wie ein neuer Morgen...

            

 22. Sonntag des Jahreskreises 2004 (c)

Vom Tisch der Mächtigen
sind all jene ausgeschlossen,
die nichts zurückgeben können,
doch Du, Jesus, hast gerade diese eingeladen
und lehrst uns, sie wie Tischgenossen zu behandeln,
denn Dein Reich ist von ihnen und für sie gemacht.

Man sagt, wir globalisieren den Reichtum,
aber in Wahrheit scheinen die von Dir Eingeladenen
jeden Tag unsichtbarer zu werden.

Gib uns, Deiner Kirche,
offene Augen und klaren Blick,
sie auch weiterhin zu erkennen und einzuladen,
und vor allem lehre uns,
Eigeninteressen zu überwinden,
denn in Deinem Reich                                                                   zählt nicht der Eintausch,
sondern die Freigebigkeit in den Beziehungen.

 (GM/22/08/01)

 

Lukas (14,1.7-14) Als Jesus an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen kam, beobachtete man ihn genau….Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, nahm er das zum Anlass, ihnen eine Lehre zu erteilen. Er sagte zu ihnen: Wenn du zu einer Hochzeit eingeladen bist, such dir nicht den Ehrenplatz aus. Denn es könnte ein anderer eingeladen sein, der vornehmer ist als du, und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen. Wenn du also eingeladen bist, setz dich lieber, wenn du hinkommst, auf den untersten Platz; dann wird der Gastgeber zu dir kommen und sagen: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Dann sagte er zu dem Gastgeber: Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, so lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich ein, und damit ist dir wieder alles vergolten. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie können es dir nicht vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.