15. Sonntag im Jahreskreis B (2003) 

Die eigene Heimat ist nicht immer

der Ort der eigenen Sendung,
und die Prophetie, diese schwierige Kunst,
die tadelt und lobpreist zugleich,
stößt oft auf gefestigte sakrale Gewissheiten,
die nichts ins Wanken zu bringen vermag:
Das ist das Krankhafte an der Religion.

Und dennoch schickt uns der Herr

in die Ferne,
um zu sprechen, wie Amos,
wo immer es nötig sein mag,
sei es vor Königen oder Priestern,
und zu verkünden,
dass die Zeit gekommen ist,

den Kurs zu ändern:
Sie ist für alle gekommen,
um nicht nach unserer eigenen Vorstellung zu leben,
sondern allein vom Wort Gottes. (GM/13/07/03)

Die Lesungen des kommenden Sonntags sind hinreichend klar. Priestertum und Prophetie scheinen in der Lebensgeschichte des Propheten Amos eine harte Schlacht zu schlagen. Jesus schickte seine Jünger, nach der Erfahrung von Zurückweisung in seiner Heimat, in die anderen Orte, um dort den Anbruch des Himmelsreiches zu künden und die Notwendigkeit, die menschliche Logik hinter sich zu lassen, um sich vollständig auf Gottes Pfade begeben zu können. Ist das bloß Vergangenheit? Nein, es ist mit Sicherheit auch die Geschichte unserer Gegenwart: Wir sind aufgerufen, mit mehr Folgerichtigkeit die Anforderungen für das Reich Gottes vorzuleben und zu verkünden, auch auf die Gefahr, Unterstützungen zu verlieren oder einige Karrierestufen zu opfern.  

Amos (Am 7,10-17)

  << Amazja, der Priester von Bet-El, ließ Jerobeam, dem König von Israel, melden: Mitten im Haus Israel ruft Amos zum Aufruhr gegen dich auf; seine Worte sind unerträglich für das Land. Denn so sagt Amos: Jerobeam stirbt durch das Schwert und Israel muss sein Land verlassen und in die Verbannung ziehen. Zu Amos aber sagte Amazja: Geh, Seher, flüchte ins Land Juda! Iss dort dein Brot und tritt dort als Prophet auf! In Bet-El darfst du nicht mehr als Prophet reden; denn das hier ist ein Heiligtum des Königs und ein Reichstempel. Amos antwortete Amazja: Ich bin kein Prophet und kein Prophetenschüler, sondern ich bin ein Viehzüchter und ich ziehe Maulbeerfeigen. Aber der Herr hat mich von meiner Herde weggeholt und zu mir gesagt: Geh und rede als Prophet zu meinem Volk Israel! Darum höre jetzt das Wort des Herrn! Du sagst: Tritt nicht als Prophet gegen Israel auf und prophezei nicht gegen das Haus Isaak! Darum –  so spricht der Herr: Deine Frau wird in der Stadt als Dirne leben, deine Söhne und Töchter fallen unter dem Schwert, dein Ackerland wird mit der Messschnur verteilt, du selbst aber stirbst in einem unreinen Land und Israel muss sein Land verlassen und in die Verbannung ziehen >>.

 

Markus (6,7-13) << Er rief die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben, und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen. Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst. Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie. Die Zwölf machten sich auf den Weg und riefen die Menschen zur Umkehr auf. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie >>