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Aus einem Referat bei der Tagung in Würzburg

Fr./Sa., 7./8. Oktober 2005

Träger:

Katholische Akademie in Bayern /

Katholische Akademie Domschule

 

 Giovanni Mazzillo

Dialog und Sympathie.

Die Grundmethode des Konzils und die Erneuerung christlicher Gemeindepraxis in Italien

  

 

Manche Voraussetzungen sind unerlässlich. Einige sind selbstverständlich, andere betreffen Inhalte und Methode meines Referats. Unter den selbstverständlichen ist zunächst der vorläufige Wert aller Bemerkungen über die Rezeption des II. Vatikanischen Konzils. Wir sind nicht in der Lage, eine ausführliche Rezeption – weder in ihrer Tiefe noch in ihrer Ausdehnung – einzuschätzen. Anders gesagt: weder synchron noch diachron. Zu kurz ist die Zeit, die inzwischen vergangen ist, um die Tragweite dessen zu messen, was sich für sehr lange Epochen auswirkt. Und dennoch ist es notwendig, eine erste Bilanz zu ziehen, sowohl wegen der Bedeutung des Themas als auch vor allem wegen seiner Bedeutung für unsere menschliche und christliche Erfahrung der Kirche als Volk Gottes.

Eine allgemeine zweite Voraussetzung betrifft die Typologie der Rezeption, die man verfolgen will. Hier versteht man Rezeption weder im theoretischen, noch im geschichtlichen oder im statistischen Sinn. Die erste und die zweite Art, das Thema zu behandeln, haben schon eine akzeptable Literatur entstehen lassen - mit allen unvermeidbaren Problemen von Interpretation, die so ein Thema einschließt. Die dritte Art scheint mit zu vielen Problemen verbunden zu sein: und zwar, was die Untersuchung selbst, die Musterentnahme, die erforschten Bereiche und die Weite des Stoffes betrifft. Die Folge ist, dass die Perspektive hier nicht anders als pastoral sein kann. Als „pastoral“ ist zu verstehen wie die Kirche, als Volk Gottes und daher als messianisches Volk, mit unseren Mitmenschen und ihrer Lebenssituation umgeht. Es ist diese pastorale Methode, die das Konzil vorgibt und insbesondere die Konstitution Gaudium et spes.

Das ermöglicht uns mindestens Sackgassen zu vermeiden, in die einige Perspektiven geraten, wie z. B. jene der Effektivität (Wirksamkeit), die nur von der rechtlichen Anwendung durch Disziplindekrete zu messen wäre[1]. Wenn eine solche Effektivität für vorhergegangene Konzile, wie z. B. das Konzil von Trient, gelten kann, ist die heutige kirchliche Situation ganz anders. Außerdem sind heutzutage Dokumente und Dekrete so zahlreich und – manchmal sogar nicht übereinstimmend –, dass sie in nicht wenigen Fällen bloß ignoriert werden. Dokumente zur Anwendung fehlen nicht, noch mangelt es nicht an Texten mit Präzisierungen und ausführlichen Instruktionen. Was vielleicht fehlt, ist eben das: ein Reifen im Sinn und in der Richtung des Konzils. Nämlich ein wachsender geistiger und kirchlicher Prozess aller Komponenten des Volkes Gottes, der dieser Richtung entspricht.

Mit diesen letzten kurzen Anmerkungen habe ich schon einige Probleme einer allgemeinen Rezeption des Konzils erwähnt. Was für die ganze Kirche angedeutet wird, gilt natürlich auch für die Rezeption des Konzils in Italien. Hier, wie überall, sind die zwei im Titel erwähnten Stichworte zu überprüfen: nämlich Dialog und Sympathie. Sie sind die charakterisierenden Hauptelemente der Grundmethode des Konzils. Die Verbindung dieser Elemente als Ausgangspunkt könnte also wie eine Thesis als die logische Folge einer akademischen Beweisführung klingen. Wir dürfen daher nicht vergessen, dass eine solche Grundmethode unübersehbare Spuren sowohl im Verhandlungsprozess des Konzils wie auch in allen Seiten seiner  Dokumente hinterlassen hat. Diese Grundmethode als die echte Methode des Konzils zu akzeptieren, bedeutet eher eine existentielle, theologische und kirchliche Entscheidung als eine intellektuelle Beweisführung. Im Endeffekt gilt heute immer noch für den Einzelnen, was damals für das ganze Konzil galt: eine bestimmte und bestimmende Grundentschlossenheit, eine Grundbestimmtheit, die von Gott ausgehend sich zugunsten der Menschen und ihres Schicksals entfaltet und Gestalt annimmt. Ich möchte diese Grundbestimmtheit „messianische Grundoption der Kirche als Volk Gottes“ nennen und versuchen, dieser alles umfassenden Grundoption näher zu kommen. So kann ich die Rezeption, die uns interessiert, in der Praxis unserer Gemeinden überprüfen.

Anschließend kann ich nur einige der größten ekklesiologischen Probleme erwähnen, die mit der messianischen Praxis eng verbunden sind. Deswegen betitele ich die Abschnitte meines Beitrags wie folgt:

1)      Die Kirche und der heutige Mensch: das Problem ihrer gegenseitigen Relevanz

2)      Das Wachsen eines gemeinsamen Bewusstseins der Zugehörigkeit

3)      Schlusswort: Erwartung einer Kirche als messianisches Volk

 

1.        Die Kirche und der heutige Mensch: das Problem ihrer gegenseitigen Relevanz

1.1  Relevanz der Kirche und Irrelevanz des kirchlichen Lebens?

Das eben beendete Jahrhundert war mit einer ekklesiologischen Problematik angebrochen. Sie führte beinahe dazu, Christus und die Verkündigung des Reiches Gottes einerseits und die Entstehung der Kirche anderseits in konkurrierender Art einander entgegenzusetzen. Am Ende des vorigen und am Anfang des neuen Jahrhunderts ist aber nicht nur ein literarisches Interesse für das Thema Kirche zu bemerken[2], sondern auch eine merkwürdige Relevanz der katholischen Kirche, zumindest als spirituelle und sinngebende Größe. Das bedeutet aber nicht sofort und unmittelbar, dass unsere Mitmenschen religiöser und christlicher geworden sind. Statt dessen sieht die ganze Entwicklung so aus: am Anfang des vorigen Jahrhunderts lief das Christentum Gefahr, Christentum ohne Kirche zu werden; in den 50er Jahren war das Christentum für viele Theologen nur Glaube und kaum Religion; heutzutage scheint dieselbe Religion zu einer Religiosität nicht nur ohne Christus sondern ohne Gott überhaupt zu werden [3]. In diesem ganzen Prozess ist sicher auch unsere katholische Kirche zum Teil miteinbezogen. Nicht nur Pastoraltheologen, sondern auch die letzten Päpste haben darauf hingewiesen. Das scheint bedenklich vor allem im Bezug auf die Tatsache, dass wir seit vierzig Jahren eine nachkonziliare Zeit erlebt haben, die mindestens etwas Klarheit im diesem Punkt hätte bringen müssen. Aber gerade das interessiert uns, d.h.: inwieweit hat das Konzil das Christ-Sein unserer Gemeinden geprägt? Sind sie fähig geworden, nicht nur dem Prozess der Säkularisierung zur überleben, sondern ihn auch zu bewältigen? Andererseits haben wir – die Katholiken – jene Nähe des Konzils zu den heutigen Menschen entdeckt? Inwieweit versuchen wir, diese Nähe in den sich immer ändernden Situationen zu verwirklichen?

In diesem Sinn kann das ekklesiologische Interesse den kritischen Punkt nicht vermeiden. Es wird entweder zu einem „ecclesialen“ Interesse (d. h. kirchlichen und pastoralen) oder es gerät früh oder später wieder in die Irrelevanz. Denn, wenn es nur ein soziales oder eines kulturelles Interesse bleibt, wird das Thema nur diejenigen interessieren, die schon Interesse an der Kirche haben; sie wird diejenigen nicht mit einbeziehen, die sich ohne Kirche und ohne Christus ihre „eigene“ Religiosität Tag für Tag bilden.

 

1.2  Die Nachkonzilszeit jenseits des Periodisierungsproblems

Was eine allgemeine Rezeption des Konzils im Sinn der Erneuerung des christlichen Lebens betrifft, muss man zunächst die persönliche und die kirchliche Ebene differenzieren. Insgesamt hat die Theologie und die mit ihr verbundene Spiritualität auf individuellem Gebiet vielen Christen die persönliche Freundschaft mit Christus entdecken lassen. Trotzdem muss man zugeben, dass das Christ-Sein und das historische Engagement unserer Bevölkerung auf kirchlichem Gebiet nicht in gleichem Maße gewachsen sind. Zusammenfassend bekommt man den Eindruck, dass das Reifen des christlichen Lebens immer noch mehr die Sache des Einzelnen als das Anliegen breiter Bevölkerungsschichten ist. Einige Theologen haben von einem allgemeinen Missverständnis gesprochen, das auf die Zeit von Konstantin zurückgeht. D. h. dass sich das Christ-Sein mit dem Bürgerlich-Sein identifiziert. Genau das hat das Konzil entlarvt. In diesem Kontext spricht man von einem Prozess der Entprovinzialisierung und „mondializzazione“, um einen weltweit gehenden Prozess der Kirche anzudeuten[4]. Wenn das stimmt, ist diese Form von Klarheit schon als eine der positiven Folgen des Konzils zu begrüßen.

Aber im Bezug auf denselben Prozess bedeutet das auch, dass eine unangenehmere Frage für die heutige Kirche nicht nur in Italien, sondern überall, unvermeidbar geworden ist. Nämlich: inwieweit entspricht der zunehmenden äußerlichen Relevanz der Kirche auch eine innerliche und tiefgehende Relevanz des kirchlichen Lebens bei den katholischen Kirchen?

Wenn Relevanz und Gewicht der Kirche nach dem Konzil auf einer weltweiten Ebene größer geworden sind, folgt aber sofort eine Frage, die sich als zweifach enthüllt:

1) In welchem Maße betrifft dieser „ad extra“ weltweit gehende, nachkonziliare Prozess das Leben der Teilkirchen in der ganzen Welt? Bewirkt sie eine Erneuerung, die von unleugbaren, organisatorischen Aspekten ausgeht und das geistige Leben der Kirche „ad intra“ berührt?

2) Inwieweit bedeutet die Erneuerung der Kirche im Sinn des Evangeliums auch die Erneuerung des Lebens des einzelnen Christen und der Gemeinden?

Das ist genau das, was man „punctum dolens“ nennen könnte und betrifft eine nicht immer messbare Auswirkung des Konzils. Denn insgesamt lassen sich nur die allgemeinen Umrisse des Problems behandeln, und in dieser Form werden sie erörtert. Einige berühren mehr die psychologischen und sozialen als die substantiellen Aspekte der Nachkonzilszeit, wenn sie drei verschiedene Perioden differenzieren: eine erste Phase der Begeisterung und der blühenden erneuernden Kräfte; eine zweite Phase der Enttäuschung, etwas näher zur Reaktion einiger konservativer Tendenzen; eine dritte Phase der Synthese, zu der sich die zwei vorher genannten vereinigen[5].

Diese Periodisierung erklärt einige Dynamiken dieser 40 Jahre nach dem Konzil, müsste aber Subjekte, Komponenten und kirchliche Erfahrungen und Erlebnisse differenzieren, um in einer plausiblen Weise etwas mehr als einen psychologischen oder „klerikalen“ Prozess aufzuzeigen. Ich habe den Vorschlag von Routier interessant gefunden, der in der Nachkonzilszeit nicht nur eine von Krisis und Spannungen charakterisierte Periode sieht, sondern einen Prozess des Reifens und des Wachsen, eine Zeit des Erlernens und Einübens, so zu sagen, ein Praktikum.

Ein solcher Prozess hat gezeigt, dass der Traum von einer einfacheren und baldigen Anwendung des Konzils ein solcher bleiben muss. Trotz alledem hat er schon einiges in Gang gebracht. Genau hier kann man die Auswirkung innerhalb des kirchlichen Lebens nicht nur der Kirche als reiner Institution erkennen: nämlich bei den Amtträgern und bei den von ihnen geleiteten Gremien, sowie bei allen übrigen Komponenten des Volkes Gottes.

 

2.        Das Wachsen eines gemeinsamen Bewusstseins der Zugehörigkeit

2.1.  Kirchliche Pastoralpläne als weitgehende Schritte des Konzils

In einem so umfangreichen Thema wie dem unseren ist es sehr wichtig, mit seinen Grenzen auch einige fundamentale Differenzierungen aufzuzeigen. Sie betreffen die Subjekte der Rezeption und die mit ihnen verbundenen Bereiche.

Unter den Subjekten der Erneuerung des Volkes Gottes sind direkt die kirchlichen Gremien zu nennen, denen das Konzil die Aufgabe anvertraut hatte, den gesamten Prozess seiner Anwendung durchzuführen. In Italien hat die Bischofskonferenz dabei eine wichtige Rolle bekommen. Sowohl auf der nationalen wie auch auf der regionalen Ebene hat diese Konferenz eine regelmäßige Programmierungsfähigkeit gezeigt. Die drei Hauptrichtungen seiner Programmierung verfolgen die konziliaren Hauptlinien der Liturgie, der Katechese und des christlichen Engagements für die Mitmenschen, nämlich jene, die das Konzil selbst als „menschliche Gemeinschaft“ bezeichnet.

Die bischöflichen Pastoralpläne sind oft von Tagungen zu bestimmten Themen unter der Teilnahme von Laien begleitet worden. Es ist hier unmöglich, diesen ganzen Prozess in ausführlicher Weise zu beschreiben. Kurz gesagt: die Pastoralgrundlinien für das erste Jahrzehnt (1970-1980) koppeln Evangelisierung und Sakramente zu einer neuen Grundlage[6]. Unter den verschieden Aspekten, die diese Verbindung umfasst, scheint Evangelizzazione e promozione umana, d.h. Evangelisierung und menschlicher Aufstieg besonders wichtig. Aber was heißt das und welche theologische Bedeutung kommt ihr zu?

Die Anerkennung des menschlichen Aufstiegs als Wert ist eben eine der ersten Früchte des Konzils. In der Pastoralkonstitution Gaudium et spes finden wir: Damit der menschliche Aufstieg menschlich bleiben kann, muss er immer im Gottesplan verankert werden (GS 35). Aber das bedeutet, dass hier ein Gottesbild auftaucht, das dem Menschen und seinen Bestrebungen, seinen Hoffnungen und seinen Problemen näher ist. Gaudium et spes drückt genau das aus. Deswegen scheint jener Ausdruck sehr treffend, der deklariert, dass Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen dank dem 2. Vaticanum endlich in die offizielle Lehre der Kirche Eingang gefunden haben.

Auch für die italienische Bischofskonferenz erscheint die Hauptorientierung des Konzils für den menschlichen Aufstieg sehr wichtig, wenn wir in einigen ihren Texten lesen können, dass es keine Evangelisierung gibt, die den menschlichen Aufstieg nicht mit einbezieht. In dieser Richtung wird eben für die Bildung der Priester empfohlen, beide zu verbinden[7].

Für das nachfolgende Jahrzehnt (1980-1990) wurden die pastoralen Hauptlinien der Bischofskonferenz in Italien dem großen konziliaren Thema „Communio“ gewidmet, nämlich jener Gemeinschaft, die das biblische griechische Wort koinonìa nennt. Mit diesem Stichwort hat das Konzil viel im Sinn seiner Grundmethode geäußert[8]. Sicher ist die koinonìa theologisch etwas Ursprüngliches, denn sie entspringt aus dem innerlich trinitarischen Leben Gottes. Insofern zeigt sich viel mehr als Dialog und Sympathie. Trotzdem ist die koinonìa Ursprung beider, denn Dialog und Sympathie sind im Gottesleben anwesend, sowohl in seiner innerlichen wie auch in seiner äußerlichen Dimension (ad intra und ad extra).

Durch die Entfaltung der Communio versuchen die italienischen Bischöfe Katechese und christliches Engagement für den menschlichen Aufstieg zu verbinden. Der Pastoralplan schließt Comunione und comunità (eben Gemeinschaft und Gemeinde) ein. Das gilt nicht nur für das Leben und für die Praxis der universalen Kirche, sondern auch für die Zwischenebenen der Teilkirchen, bis zum Leben und Handeln der einzelnen Gemeinden und der Familien. Besonders wichtig bleibt für die Anwendung des Konzils die Tagung in Loreto (1985). Mit der Teilnahme vieler Laien und durch die Methode der Vorbereitungsarbeit, die auch die anderen Komponenten des Volkes Gottes zu aktivieren versucht hat,  ist diese Tagung zu einem im Sinn des Konzils kirchlichen Erlebnis geworden. Genau die Bewertung der Anwendung des Konzils war eines der Hauptthemen des Treffens. Einer seiner Texte schätzt die positiven Aspekte des Konzils hoch ein, erwähnt darin aber auch falsche Interpretationen, die ihrer Meinung nach einige Verwirrung verursacht hätten.

Als besondere Schwierigkeiten für die Rezeption des Konzils werden erwähnt:

1) «Eine noch nicht genügende Partizipation („coinvolgimento“) der Laien an der Sache der Kirche und ihre mangelnde Mitwirkung an den pastoralen Dringlichkeiten»;

2) «Die Suche nach einer korrekten Methodologie für Grenzprobleme: Kirche – Welt, Evangelium – Kultur, Glaube – Geschichte»;

3) «Die Mühe, die Botschaft des Glaubens in die verschiedenen und vielgestaltigen Bereiche des Lebens zu bringen»[9].

In dem folgenden Jahrzehnt (1990-2000) kümmerte sich die italienische Bischofskonferenz um Evangelisierung und Bezeugung der Liebe (Evangelizzazione e testimonianza della carità). Die soziale Dimension des Menschen wird direkt mit der Frohbotschaft des Evangeliums verbunden. Besonders wichtig ist die „Carta pastorale della Caritas Italiana“ (Sie erkannten ihn beim Brechen des Brots). In diesem Text wird das Leben der Kirche als gemeinsame und solidarische Erfahrung des ganzen Volkes Gottes bezeichnet. In dieser Linie wird die konziliare Grundoption der Frohbotschaft an die Armen nachgeholt. Sie geht von dem aus, was Gaudium et spes gerade am Anfang hinzufügt:

«Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi».

Betont wird: «besonders der Armen und Bedrängten aller Art».

Hier fundiert sich die Grundoption der Kirche für die Armen und die Bedrängten aller Art. Hier bekommt das syn-pathein (d.h. mit-leiden) aller Jünger Christi als solidarisches Engagement, das in der Praxis von Christus selbst völlig legitimiert wird, Konsistenz. Von dieser Grundoption ausgehend, benützt man in dem erwähnten Jahrzehnt sowohl bei kirchlichen Gremien wie auch in autoritativen Dokumenten den Spruch: «Ripartire dagli ultimi», d. h. «Mit den Letzten wieder anfangen». Ein Spruch, der heute nicht mehr oft zu hören ist, und der trotzdem viele Christen, besonders viele junge, inspiriert und motiviert hat. Obwohl sie nicht immer die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit bekommen, setzen sie mit den Armen eine Sozialarbeit fort,  die in vielen Fällen freiwillige und unbezahlte Arbeit bleibt. Auch das ist bei uns eine Folge der solidarischen Grundmethode des Konzils![10]

Im Allgemeinen geht die Pastorallinie der großen Tagung der italienischen Kirche in Palermo in die Richtung des christlichen Engagements weiter. Aber schon hier taucht die Tendenz auf, den christlichen Einsatz für den menschlichen Aufstieg mehr auf kulturellem  als auf sozialem Gebiet zu verwirklichen. Ein Orientierungstext dieser Tagung lautet: «Mit der Gabe der Liebe in der Mitte der Geschichte»[11]. Das erscheint immer noch als eine nachkonziliare Entwicklung, dennoch verlegt die Pastorallinie unserer Bischöfe von diesem Punk an das Gewicht des christlichen Engagements auf die „cultura cristiana“. Deshalb wird in Italien heutzutage immer öfter vom „Progetto culturale“ (nämlich vom kulturellen Projekt) gesprochen. Aber was heißt „Progetto culturale“, und wie kann man auf Deutsch erklären, was schon auf Italienisch nicht immer richtig verstanden wird? Alles in allem sollte dieses Projekt das Denken und Handeln der Christen in Geschichte und Gesellschaft so christlich prägen, dass  beide dem Projekt Gottes, d.h. seinem Rettungsplan für die menschliche Weltfamilie, immer tiefer und weiter entsprechen müssten.

Obwohl diese Option mit ihren angeschlossenen vielen Aspekten in Italien weiter sehr diskutiert wird, kann man sagen, dass sie seit Palermo besonders den Vorstand der italienischen Bischofskonferenz weiterhin charakterisiert. Nach einer Bewertung der Nachwirkung des Pastoralplanes, die schon im 1998 anfing, hat sich kürzlich die heutige pastorale Grundlinie  auf einige entscheidende Fragen konzentriert. Nämlich: welche Relevanz hat oder kann das kulturelle Projekt für unsere Mitmenschen bekommen? Wie wird die «Kommunikation des Evangeliums in einer sich dauernd verändernden Welt» möglich?[12] So lautet der Titel des Pastoralplans für das schon angebrochene Jahrzehnt, der schon voll im Gang ist.

 

2.2.  Das Bedürfnis nach der Anwendung einer Volk-Gottes-Ekklesiologie

Freilich klingen alle Pastoralpläne sehr interessant. Ohne Zweifel versuchen sie alle, die konziliare Erneuerung des Konzils fortzusetzen.  Es ist trotzdem wahr, dass Auswahl und die Betonung einiger Aspekte der Erneuerung mit der jeweiligen Sensibilität von einzelnen Personen und mit der Dringlichkeit der Probleme zusammenhängen.  Deswegen begleiten einige Elemente der Rezeption des Konzils mehr als andere die vielseitige Aktivität der Bischofskonferenz, ihre Gremien und Initiativen. Obwohl sich die vom Konzil unterstützte Kollegialität noch nicht in besonderer Weise entwickelt hat, muss man zugeben, dass etwas in diesem Sinn schon im Gang ist. Man hat allerdings den Eindruck, dass sie sich mehr in offiziellen Tagungen als im alltäglichen Leben ausdrückt. Wahrscheinlich gilt für die Kollegialität, was für die Rezeption des ganzen Konzils gilt; nämlich der Spruch: «Nur derjenige, der die Menschen und ihre Welt liebt, liebt das Konzil». Man könnte den Spruch auch so formulieren: «nur derjenige, der die Kollegialität nicht befürchtet, übt sie aus».

Aber wir wollten hier nicht nur über die hierarchische Komponente des Volkes Gottes sprechen. Obwohl das Wirken der Laien und andere, nicht offizielle Aspekte der Kirche in den verschiedenen Treffen aufgetaucht sind, ist nun etwas Spezifisches hinzuzufügen. Was das ganze Volk Gottes betriff, kann man zumindest ein wachsendes Bewusstsein einer gemeinsamen Zugehörigkeit zur  Kirche feststellen.  Absichtlich spreche ich von Zugehörigkeit zur  Kirche, und nicht zum Volk Gottes, weil ich eben hier eines der bedeutenden Probleme sehe, die immer noch ungelöst bleiben und die den nachkonziliaren Prozess bremsen[13].  Mir fehlt die Zeit, diese These ausführlich auszulegen. Kurz gesagt, eine immer noch mangelnde konziliare Volk-Gottes-Ekklesiologie in der katholischen Kirche verursacht nicht nur Missverständnisse und Frustrationen, sondern auch eine unsichere Zielsetzung aller Pastoralpläne. Denn die ekklesiologische Entwicklung der Nachkonzilszeit beschränkt sich, sowohl in den offiziellen Dokumenten wie auch in den theologischen Büchern, fast immer auf die Ekklesiologie des ersten Kapitels der Konstitution Lumen-gentium. Sie vernachlässigt aber jene des zweiten Kapitels und seine Ekklesiologie. In der Tat, im ersten Kapitel von Lumen gentium  wird die Ekklesiologie der Kirche als Mysterium und deshalb als Communio ausgelegt, im zweiten aber jene der Kirche als Volk Gottes. Obwohl sich beide ergänzen, bekommt man den Eindruck, dass viele Christen bei der Ekklesiologie der Kirche als mystische Gestalt stehengeblieben sind. Sie wagen nicht, die Ekklesiologie der Kirche als soziale und geschichtliche Gemeinschaft zu umfassen, eben das Volk des dreifaltigen Gottes. Damit ist die vom heiligen Geist versammelte und geführte Gemeinschaft gemeint, eben das sogenannte messianische Volk Gottes, das in der Nachfolge Christi zwischen den Zeiten unterwegs ist und das Heilsprojekt für die ganze menschliche Familie zu verwirklichen versucht.

Freilich fehlt die Theologie des Heilsprojekts als Grundtheologie in der Nachkonzilszeit nicht, was aber noch nicht ganz entwickelt wird, ist eben das Bewusstsein, dass Heil und Rettung den ganzen Menschen und seine Geschichte und nicht nur seine innerliche, geistliche Dimension umfassen. Vom Konzil müssen wir alle lernen, dass die Kirche nicht nur Corpus mysticum, sondern auch Corpus historicum, ist[14].

Abgesehen von den schon erwähnten nachkonziliaren Einsatzformen im Bezug auf Frieden und Gerechtigkeit merkt man den obengenannten Mangel bei vielen anderen kirchlichen Bewegungen, Assoziationen und Gruppierungen. Das ist so in Italien, aber ich vermute auch anderswo. Einerseits ist das Bewusstsein der Zugehörigkeit zur mystischen Gemeinschaft der Kirche sehr stark, andererseits fehlt das entsprechende Bewusstsein der Zugehörigkeit zu einer Kirche, die sich als Fortsetzung des Planes und des Handels von Christus versteht.  Die Folge ist, dass es außer der formalen Deklarationen kaum eine wirkliche Übereinstimmung in den christlichen Gemeinden über Probleme geschichtlicher Relevanz gibt, wie z. B. Friede, Gerechtigkeit, das Teilen der Güter mit den Ärmsten, ein konkretes, gemeinsames und umweltverantwortliches Handeln.

Man muss hinzufügen, dass das neben einem gereiften biblischen Bewusstsein in unseren katholischen Gemeinden geschieht. Sicher wird die Bibel seit dem Konzil viel mehr von Einzelnen und in den Gemeinden gelesen, erläutert und auch aktualisiert. In vielen Teilkirchen ist ein Aufblühen von biblischen Initiativen wie die sogenannten „Scuole della Parola“ (d.h. Bibelkreise), „Centri d’ascolto“ (nämlich Zentren für das Hören des Wortes) zu bemerken. Das bedeutet die Rezeption eines der tragenden Grundelemente der konziliaren Erneuerung der Kirche, die Priorität des Gotteswortes. Mit der Erneuerung der Liturgie, ist sie und bleibt erzeugende und tragende Kraft der Rezeption des Konzils. Beide, Erneuerung der Liturgie und Priorität des Gotteswortes, erwecken bei unseren Christen, was wir Grundmethode des Konzils nannten, nämlich Dialog und Sympathie. Diese beiden haben schon Gestalt genommen, indem sie in Kreisen und Gruppen, Bewegungen und zahlreichen Assoziationen, obwohl oft mehr auf einer internen als auf einer sozialen Ebene, ausgeübt werden.

Bei alledem dürfen wir nicht vergessen, dass wir bis jetzt nur von den sogenannten praktizierenden Christen gesprochen haben. Was das Interesse an der Kirche in Italien im Allgemeinen betrifft, scheint mir, soweit ich von meinen persönlichen Erfahrungen her mitbekommen habe, dass die Situation weder eindeutig noch einheitlich ist. In Norditalien, z. B., lehnen nicht wenige die Kirche einfach ab. Sie tun dies nicht in einer deklarierten Form (wie etwa in Deutschland beim Kirchensteuerformular). Sie entsagen der Kirche auf eine etwas kohärente Weise. Bei allen kirchlichen Feiern und Veranstaltungen fehlen sie einfach. Anders ist die Situation bei uns in Süditalien. Hier besteht bei einem Großteil der Menschen eine nicht bloß vage, nur eher versteckte christliche Religiosität. Das zeigt sich darin, dass die meisten mindestens zu den großen Feiertagen die Messe besuchen. Man sollte diese Messebesucher natürlich nicht sofort zu den praktizierenden Christen zählen, denn das Christentum zu praktizieren ist etwas mehr als eine rituelle Angelegenheit. Trotzdem ist es etwas, mit dem man neu anfangen kann, den Menschen jene Nachfolge Christi vorzuschlagen, die der tragende Charakter der Kirche als messianische Volk bleibt.

 

Schlusswort: Erwartung einer Kirche als messianisches Volk

Um nun zu einem Schluss zu kommen. Ich spüre eine große Erwartung meiner Mitmenschen in der Nachkonzilszeit: die ganze kirchliche Praxis in Italien wie anderswo kann und muss sich dem Evangelium entscheidend nähern. Ein neuer Aufbruch? Aufbruch wohin? Zu jenem ekklesiologischen Ausgangspunkt, den einer der letzten Märtyrer dieser Zeit – zumindest für mich – Roger Schutz, so formuliert hat:

«Kirche wirst du das ,Volk der Seligpreisungen’ werden, ohne andere Sicherheit als Christus: ein armes Volk, das kontemplativ lebt und Frieden  schafft, das Träger der Freude und eines befreienden Festes für die Menschen ist, auch auf die Gefahr hin, dass du verfolgt wirst um der Gerechtigkeit Willen?»[15].

«Kirche wirst du ,Volk der Seligpreisungen’ werden?». Um diese Frage ernst zu nehmen, müssen wir die Heilsgeschichte auch als Heil der Geschichte betrachten. Das stimmt mit dem Wesentlichen überein, das unter den vielen konziliaren Theologen auch bei Y. Congar in seiner Studien über die Kirche als messianisches Volk zu finden ist. Mit der Frage «Wer (und nicht Was) ist das Sakrament des Heiles?» hebt er die Bedeutung des Heils der Geschichte hervor, dessen Sakrament das Volk Gottes ausmacht:

«Wer ist das Sakrament des Heiles? Das ‚Volk Gottes’. Wo und wie? In seinem gesamten Leben, in all seiner Geschichte, erlebt in der Geschichte der Welt. Und das ist so, weil Gott (der Herr Jesus) uns den Geist gegeben hat, der gesprochen hat durch den Mund der Propheten»[16].

Das Konzil hat die Eigenschaften der Kirche als Volk Gottes sehr deutlich unter der Nummer 9 der Konstitution Lumen gentium beschrieben, indem es sein Haupt in Christus, sein Gesetz in die Liebe, und sein Ziel in die Befreiung der Schöpfung aufgezeigt hat[17].

Das zu behaupten, heißt auf eine Kirche hinzuweisen, die die Seligpreisungen Jesu als Heil und Rettung der Armen und der gewaltlosen Menschen, der Frieden stiftenden und der sich um die Gerechtigkeit kümmernden Menschen. Heil und Rettung nicht nur von diesen besonderen Menschen, sondern auch von dem, was sie antreibt. Ihre Werte sind auch Werte des Reiches Gottes, ihr Anliegen ist Anliegen des ganzen messianischen Volkes.

Wenn wir endlich verstehen, dass die Seligpreisungen keine moralistischen Hinweise, sondern ein echtes Projekt der Kirche als messianisches Volk sind, werden wir in der Lage sein, eine reife – ich würde sagen prophetische – Rezeption des 2. Vatikanischen Konzils zu verwirklichen.


 

[1] Vgl. G. ALBERIGO, La "réception" du concile de Trente par l'Église catholique romaine", Irenikon 58/3 (1985). Was die Rezeption in Italien und im Allgemeinen betrifft, vgl. S. DIANICH - E. R. TURA, Vent’anni di Concilio Vaticano II. Contributi sulla sua recezione in Italia, Borla, Roma 1985; S. DIANICH, Chiesa estroversa. Una ricerca sulla svolta dell’ecclesiologia contemporanea, Paoline, Cinisello Balsamo (MI) 1987; G. ALBERIGO - J. P. JOSSUA, Il Vaticano II e la Chiesa, Paideia, Brescia 1985; G. ALBERIGO ED ALTRI, L’ecclesiologia del Vaticano II. Dinamismi e prospettive, Dehoniane, Bologna 1981; G. ALBERlGO, «Critères herméneutiques pour une histoire de Vatican II», in LAMBERIGTS e C. SOETENS (Hgb), À la veille du Concile Vatican II. Vota et réactions, Leuven, 1992.

[2] Ein eindeutiges Zeugnis dafür sind die vielen und dicken Ekklesiologie Handbücher, die diese Zeitwende begleitet haben. Z. B., M. KEHL SJ, Die Kirche. Eine katholische Ekklesiologie, Echter, Würzburg 1993 und J. WERBICK, Kirche. Ein ekklesiologischer Entwurf für Studium und Praxis, Herder, Freiburg - Basel - Wien 1994, aber auch W. KERN, H.J. POTTMEYER e M. SECKLER (Hg), Corso di teologia fondamentale 3. Trattato sulla chiesa, Queriniana, Brescia 1990, wo der Ausdruck "popolo di Dio" (Volk Gottes) ab und zu im Text auftaucht. Z. B., pp. 107-110, aber nie als Fundamentalkonzept. Dasselbe gilt für H. ZIRKER, Ecclesiologia, Queriniana, Brescia 1987.

[3] M. Kehl SJ, Kirche in der Fremde. Zum Umgang mit der gegenwärtigen Situation der Kirche, Philosophish-Theologische Hochschule Sankt Georgen, Frankfurt a. M., 1993.

[4] Man hat M.D. Chenu und K. Rahner als Hauptvertreter dieser Interpretation genannt, die mit einem gesamten Prozeß zusammenhängt, durch den die Kirche im 2. Vaticanum ein neues Paradigma bekommen hätte: Kirche in einer weltweiten Dimension. Vgl. G. ROUTHIER «A 40 anni dal concilio vaticano II. Un lungo tirocinio verso un nuovo tipo di cattolicesimo», in: Scuola Cattolica 133 (2005) 19-52. Er weist auf folgende Werke hin: M. D. CHENU, «Un concile à la dimension du monde», in L'Évangile dans le temps, Paris, Cerf, 1964, 633-637 und K. RAHNER, «Interpretazione teologica fondamentale del concilio Vaticano II», in: K. RAHNER, Sollecitudine per la Chiesa. Nuovi Saggi VIII, Roma, Paoline, 1982, 360. Man vergliche auch: K. RAHNER, «Il significato permanente del concilio Vaticano II», in K. RAHNER, Sollecitudine per la Chiesa, 364.

[5] Vgl. G. ROUTHIER «A 40 anni …», der folgende Autoren zitiert: J. RATZINGER, «Der Weltdienst der Kirche. Auswirkungen von ”Gaudium et Spes“ im letzten Jahrzehnt», in: Communio 4 (1975) 439-454; La réception de Vatican II, a cura di G. ALBERIGO e J.P. JOSSUA, Paris, Cerf, 1985,48-52. Cf. W. KASPER, La théologie et l'Eglise, Paris, Cerf, 1990, 411-412 ; A. ANTON, «La recepción del Concilio Vaticano II y de su eclesiologia», Revista Española de Teologia 48 (988) 299-318.

[6] Unter den Veröffentlichungen, die die Entfaltung des Pastoralplans begleiten, sind zu benennen: Evangelizzazione e sacramenti (12 luglio 1973); Evangelizzazione e sacramenti della penitenza e dell'unzione degli infermi (12 luglio 1974); Evangelizzazione e sacramento del matrimonio (20 giugno 1975); Evangelizzazione e ministeri (15 agosto 1977); Evangelizzazione e promozione umana (1 maggio 1977).

[7] Vgl. CONFERENZA EPISCOPALE ITALIANA, La preparazione al sacerdozio ministeriale - orientamenti e norme, Roma, 15 agosto 1972, n. 319: «Sarà opportuno quindi arricchire con l'ansia dell'evangelizzazione quella spinta ad impegnarsi per la promozione umana del mondo che i giovani avvertono, attraverso tutte le forme di servizio laicale o religioso che fioriscono nella Chiesa (cf. OT 2)».

[8] Nur in der Kostitution Lumen gentium erschient das Wort 40 mal und fast immer in der Bedeutung der koinonìa.

[9] Conferenza Episcopale Italiana, Rilievi e proposte della chiesa italiana, 11 settembre 1985, n. 4.

[10] Neben den vielen freiwilligen Laieninitiativen und Gruppierungen, die dank dieser Begründung entstanden sind und eine direkte solidarische Aufgabe angenommen haben, wie z.B. die Comunità S. Egidio in Rom oder die Solidaritätszentren des Caritasverbands, sind auch diejenigen zu nennen, die die Solidarität mit dem Einsatz für den Frieden und Gerechtigkeit verbinden. In diesem Sinn arbeitet, z. B., die Italienische Sektion von der Pax Christi Bewegung mit Bildungsinitiativen für den Frieden und den Dialog.  Obwohl diese internationale Bewegung vor dem Konzil entstanden war, hat sie die Methode und die Aufgabe des solidarischen Lebens des Konzils sehr ernst genommen.  

[11] Vgl. Con il dono della carità dentro la storia. La Chiesa in Italia dopo il convegno di Palermo (26 maggio 1996).

[12] Vgl. Originaltext der Bischofskonferenz:  Comunicare il Vangelo in un mondo che cambia (29 giugno 2001).

[13] Vgl. G. MAZZILLO, «Popolo di Dio: categoria teologica o metafora?», in Rassegna di Teologia 36 (1995) 553-587; G. COLOMBO,  «Il “popolo di Dio”  e il “mistero” della chiesa nell'ecclesiologia postconciliare», in Teologia 10 (1985)  97-169 und XV corso di aggiornamento der Associazione Teologica Italiana, Roma 28-30 dicembre 2004, über das Thema “Ermeneutica e recezione di L.G”.

[14] Diesen Ausdruck kann man in der Ekklesiologie eines Märtyrers finden, der wegen seines Engagements für dieselbe Ekklesiologie in El Salvador  ermordet wurde: der Jesuit Pater P. Ignacio Ellacuría. Vgl. Conversione della Chiesa al Regno di Dio, Queriniana, Brescia 1992.

[15] Zitiert aus M. Kehl, Die Kirche…, 38.

[16] Y. Congar, Un popolo messianico. La chiesa, sacramento di salvezza. La salvezza e la liberazione, Queriniana, Brescia 1976, 91.

[17] «Dieses messianische Volk hat zum Haupte Christus, „der hingegeben worden ist wegen unserer Sünden und auferstanden ist um unserer Rechtfertigung willen" (Röm 4,25) und jetzt voll Herrlichkeit im Himmel herrscht…  Seinem Stande eignet die Würde und die Freiheit der Kinder Gottes, in deren Herzen der Heilige Geist wie in einem Tempel wohnt.  Sein  Gesetz ist das neue Gebot (vgl. Jo 13, 34), zu lieben, wie Christus uns geliebt hat.  Seine Bestimmung endlich ist das Reich Gottes, das von Gott selbst auf Erden grundgelegt wurde, das sich weiter entfalten muss, bis es am Ende der Zeiten von ihm auch vollendet werde… und ,,die Schöpfung selbst von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes befreit wird" (Röm 8, 21)» (Lumen gentium, 9).