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Brixen 02.10.2002
"Kirche im Kontext einer anderen Gesellschaft. Das Spezifikum des
Südens"
Einige kritische Vorbemerkungen
Ich habe den Sinn
meines Beitrages so verstanden, dass Interesse bei diesem Treffen besteht, etwas
davon zu wissen, was im Süditalien im kirchlichen Bereich geschieht - eben im
Sinn einer Kirche im Kontext einer anderen Gesellschaft. Mindestens, wie es
hier bei dieser Formulierung angedeutet wird, wie das Kirche- und das
Christsein bei uns aussieht. Bei uns, denn ich komme aus Kalabrien vom ganz
tiefen Süden .
Nun gerade bei so
einer Formulierung ist es sehr wichtig, etwas zu klären, das hier vorausgesetzt
wird, aber das eben den Kern des Problems ausmacht. Anders gesagt, genau bei
der Formulierung selbst liegt das Hauptproblem, oder liegen die Hauptprobleme,
die theologisch und gesellschaftlich sind. Probleme, die man sicher
Pastoralprobleme nennen kann.
Was meine ich
genau? Ich meine zuerst, das es sich lohnt, solche Veranstaltungen wie diese zu
organisieren. Dafür besteht kein Problem! Mindesten entsteht die Gelegenheit,
Erfahrungen auszutauschen, Leute aus verschiedenen Ländern, Kulturen und
Sensibilitäten kennenzulernen, den eigenen Einsatz für eine engagierte
Evangeliumsverkündigung mit den anderen Einsätzen auseinanderzusetzen. Die
Kommunikation sowohl in der Kirche, wie auch auf jeder Ebene ist heutzutage so
dringend wichtig geworden, dass es sicher herzlich zu begrüßen ist, was in
diesem Sinn versucht wird. Denn ich glaube, dass wir eine komische Situation
heute sowohl in der Kirche wie auch in jeder anderen menschlichen
Gemeindengestalt erleben. Nie wie heutzutage haben die Menschen so viele und
erfolgreiche Kommunikationsmittel, ja die sogenannten “Medien” besitzt und
trotzdem vielleicht nie wie heutzutage
werden wir immer unfähiger, wirklich zu kommunizieren. Ja, Nachrichten,
Dokumente, Informationen aus der ganzen Welt haben wir in einer Sekunde vor
unserem Gesicht zur Verfügung; aber richtiger Austausch, echtes
Sich-Miteinanderverstehen, wahres Zusammenreifen gelingt wirklich selten. Nie
wie heute fühlen die meisten die Gesichte der Anderen als fremde und ferne
Objekte.
In dieser
Richtung hat die in allen kirchlichen Milieus behauptete Veränderung der
Gesellschaft nicht nur einen Sinn, sondern auch ein Fundament. Was die
Kommunikation betrifft und was noch, grob gesagt, um menschliche Beziehungen
angeht, ist unsere Gesellschaft anders als vorher. Insofern lebt tatsächlich
die Kirche in einer anderen Gesellschaft. Aber gerade jetzt taucht das erste
Problem auf. Betrifft diese Veränderung nur die sogenannte Gesellschaft?
Betrifft nur sie diese Veränderung, die immer deutlicher zur einen dauernden
und endlosen Veränderung wird? Ist wirklich die Kirche, ich meine das Volk
Gottes, nur ein Körper, der sich in der Gesellsacht befindet? Und vor allem,
muss etwas endlich auch in der Kirche nicht ändern?
1) Betrifft
die Veränderung nur die Gesellschaft?
So ist die erste
Traube der Probleme angedeutet, auf die ich kurz hinweisen wollte. Ich meine an
das Hauptproblem der Beziehung zwischen Kirche und Gesellschaft, jene die schon in korrekter Weise heißt „Kirche in
der Welt” (hier lautet es: in der Gesellschaft) und nicht “Kirche und die
Welt”, ein Ausdruck, der leider immer noch zu finden ist, wie, z. B., bei
einigen italienischen Übersetzungen der Lumen-Gentium-Konstitution über
die Kirche, beim II. Vatikanischen Konzil. Was den Unterschied zwischen den
zwei verschiedenen Kirchenkonzeptionen vor und nach dem Konzil ausmacht ist
eben diese Formulierung: „Kirche in der Welt“ und nicht nur, nicht mehr in
konkurrierendem Sinn, „die Kirche und die Welt“, d.h. die vervollkommne
Gesellschaft (perfecta societas) und die bloße Gesellschaft (societas qua talis).
Wenn
es soweit ist, muss man zugeben, dass die Idee, dass die Kirche nicht die
Gesellschaft gegenüber, sonder in der Gesellschaft besteht, schon eine ganz
ideale – ich meine begriffliche - positive Wirkung gehabt hat. Aber jetzt kommt
eben das Problem vor. Inwieweit hat so ein neues ekklesiologisches Konzept auch
eine tiefgehende Nachwirkung oder eine Wirkung überhaupt schon gehabt oder
einfach hat? Wenn die neue Ekklesiologie schon innerhalb der Kirche sich
verbreitet hat (obwohl man etwas kritischer nachfragt: Aber hat sie sich
wirklich verbreitet?), hat sie sich auch darin verkörpert, d.h. in den
Beziehungen mit den Mitmenschen, mit den Religionen, in den problematischen
Umständen wo die Menschen leben, leiden, sich bekämpfen? Wenn wenig oder
vielleicht gar nicht, warum denn?
Vielleicht ist das passiert, auch weil wir, die Christen, die Kirche,
daran immer denken, dass nur die Anderen verändern und sich verändern müssen,
und dass wir gar nicht und gar nichts zu verändern haben, weil wir schon alles
haben und einen Status verwirklichen, das die Ewigkeit schon erreicht?
“Kirche in einer
anderen Gesellschaft” erweckt solche Gedanken, die man nicht unterschätzen
kann, denn sie zweimal die Kirche in etwas Wesentliches betreffen: erstens die
theologiche Veränderung (ich meine die evangelische metanoia, die sogennante
Umkehr oder Konversion) und die gesellschaftliche Veränderung,
die genau so gut die von Menschen und Strukturen gebildete christliche Gemeinde
angeht wie die Gesellschaft überhaupt.
2) Kann man
anders an den Süden denken?
Wenn jemand nun über die Beziehung Nord-Süd spricht, denkt man normalerweise an das Nord-Süd-Gefälle. Auch in dem Fall, dass man von Süden spricht, ist die verstecke Idee dabei, dass es sowieso ein Gefälle zwischen Nord und Süd gibt, das man sich im bestem Fall auszugleichen wünscht. So eine Idee, die das Nord-Süd-Gefälle, immer noch mit einbezieht, ist eben was noch nicht geändert ist; aber es wäre schon Zeit, endlich so was zu ändern. Nicht weil Nord und Süd inzwischen gleich geworden sind, und dass jedes Gefälle schon aufgehoben ist, sondern weil so ein Gefälle-Gedank nur einen ökonomischen Maßstab voraussetzt und beinhaltet. Aber das ist eben kein unfachsreicher und gültiger Maßstab, um menschliche Beziehungen zu verstehen und zu beurteilen, weil es hier um Beziehungen zwischen den Menschen und nicht bloß zwischen den Waren geht.
Ich weise hier
nun auf eine andere bessere sämtliche Konzeption der menschlichen Beziehung
hin, die in der ersten Linie mehrere und verschiedene Beziehungen umgreift.
Insoweit handelt sich nicht mehr um den Süden bloß als ein Gebiet oder eine
geographische Größe, sondern als eine menschliche, und deswegen kulturelle,
geistige und spirituelle Wirklichkeit. Also handelt es sich um eine Ressource,
die sicher als jede andere menschliche und geschichtliche Begebenheit,
Probleme, Lücken und Defizite hat, aber immerhin auch sein Reichtum am
Menschlichen, a der Tradition, an der Gastfreundschaft und am Respekt vor den
Anderen, vor allen vor den Menschen die von der Ferne kommen. Ewas von der
archaischen Kultur überlebt im Süden, jene die meinte, dass die Ausländer
Gestalten von Gott oder der Götter sind. Dasselbe findet man bei anderen sehr
alten Kulturen, wie z. B., bei den vorhinduistischen und immer noch lebendigen
Bevölkerungen in den Wäldern der Indien.
Die Entdeckung
des menschlichen Reichtums des Südens ist sicher was, darum sich sowohl die
Gesellschaft wie auch die Gesamtkirche mehr kümmern müssen. Das wird wohl ein
Fortschritt für beide und in diesem Sinn eine gute Änderung sein. Denn so was
ich hier angedeutet habe, betrifft nicht nur ein regionales Gebiet wie
Süditalien (aber man könnte auch Südtirol sagen), vielmehr betrifft ein großes
Teil der Welt, eben die sogenannte Peripherie del Welt (denn das Zentrum ist
wieder nur eine ökonomische und finanzielle Größe). Die Welt selbst besteht nun
aus allen Teilen, die sie ausmachen. Wenn der Beitrag eines Teils fehlt, fehlt
etwas Wesentliches für das Ganze. In diesem Sinn erinnere ich mich noch sehr
gut daran, was ich von einer Vertreterin der sogenannten Dritten Welt in Basel,
bei der damaligen ökumenischen Veranstaltung gehört habe. Die Frau die aus den
Indien kam, sagte zu der ganzen Versammlung: «Wir im Süden haben die Gründe
(d.h. die Motivationen) um zu Leben, haben wir aber nicht die Mittel, ihr in
Europa und im Norden habt wohl die Mittel, habt leider nicht mehr die Gründe».
Tragisch, nicht wahr? Aber sie fuhr fort: «Es ist deswegen dringend nötig
geworden, dass ihr ihre Mittel mit uns miteiltet und wir die Gründe mit euch
mitteilen».
3) Kirchliche
Erfahrungen austauschen, um dasselbe Volk Gottes zu sein
Der Austausch
scheint mir die notwendige Folge dessen, was ich schon gesagt habe. Solcher
Austausch muss aber den ganzen Rahmen der Unerlässlichkeit des Anderen
festhalten. Er muss nicht mehr ein Gefälle-Gedank verstecken. Um dasselbe Volk
Gottes wirklich zu bilden, muss jeder jedes Überlegenheitsgefühl weglassen. Und noch dazu, müssen alle als
kirchliche Gesamtaufgabe, jene Aufgabe erfüllen, sich selbst evangelisieren zu
lassen statt nur und immer von der Evangelisierung der Anderen zu sprechen.
Selbstevangelisierung ist genau so wichtig wie die Evangelisierung. Die erste
hängt nicht nur mit dieser zusammen, sie bestimmt die letzte, denn um die
Evangelisierung glaubwürdig zu machen, muss der Verkündiger zeigen, dass
Evangelium für sein Leben bedeutend und tiefgehend ist.
Sicher sind auch
Defizite noch zu besprechen und zu überwinden. Sie sind nicht nur im Süden,
sondern auch im Norden zu beobachten. Wie ich schon im Graz, beim Congress der
europäischen theologischen Gesellschaft erwähnt habe, scheint die heutige
kirchliche Situation fast überall von einem liturgischen und sogar sakralem
Übergewicht kennzeichnet zu sein. Unsere Gemeinden kümmern sich zu viel um
Formen und wenig oder weniger um Substanz. Brennthemen, die das christliche
Bewusstsein dringend interessieren und herausfordern, sind übersehen oder
einfach verschwiegen. Warum denn? Weil sie unangenehmen und verletzend sind. So
bekommt auch die theologische Forschung wenige Anerkennung bei den Gemeinden
und den Gremien als die sogenannten pastoralen Erfahrungen. Diese laufen
Gefahr, zu viel Sentimentalität und sogar Spiritualismus zu enthalten, statt
Dialog, gemeinsames Reifen, respektvolle Auseinandersetzung, und endlich
Prophetie. Ja, genau die Prophetie ist heute Aschenbrödel im Volk Gottes geworden.
Dasselbe Defizit
fühlt man im Bezug auf die Rolle und den Wert der Laien. Bei uns sind die
meisten von ihnen in Gruppierungen und sogenannten Bewegungen absorbiert.
Das wäre ja nicht schlecht, leider sind
sie oft auch neutralisiert. Sie machen viel in der Liturgie, in der Katechese
und auch bei andern Gremien, leider machen sie ganz wenig darin, was das Dasein
der Kirche in der Welt angeht. Oft begrenzt sich das Christsein an der
beruhigenden Ekklesiologie des I. Kapitels der Lumen-Gentium-Konstitution mit großem Akzent über die Kirche also Communio,
und gar wenig oder gar nicht über die restliche ekklesiologie des Volkes
Gottes, seine Pilgerschaft in der Geschichte ohne Privilegien, aber eben
deswegen zusammen mit den Menschen die wenig haben und die unglücklich sind.
Wo ich einige
Änderungsmöglichkeiten sehe sind die schon erwähnten positiven Aspekte. Neben dran sind auch als Chancen zu benennen
viele Erfahrungen von Bibellektüre, und wo es der Fall ist, Basisgemeinden, die
sich auch um soziale Probleme kümmern. Unter anderen das Engagement im eigenen Stadtteil oder auf dem Land,
Sensibilisierungsformen im Bezug auf die Bekämpfung der Mafia, Einsatz für den
Frieden, Wiederentdeckung und positive Bewertung der eigenen Kultur.
In solchen
Rahmen sind einige Erfahrungen des Austauschens schon im Gang und einige kenne
ich persönlich. Unter diesen möchte ich nur eine erwähnen, mit der ich meinen
Beitrag beenden möchte. Nur um zu sagen, dass ein Stück weiterzugehen, ist es
doch möglich und einige Jugendlichen zeigen den Weg, so ähnlich wie Wachposten
des Morgens.
Es kann
interessant sein zu wissen, dass das Bistum Bozen-Brixen mit dem Bistum Locri
(in Kalabrien) eine Art „Städtepartnerschaft“ hat, derer ein der ersten
Früchten das Renovieren einer ganz ruinierten und nicht mehr benutzten Schule
war, die heute das Zentrum und das Haus der Comunità di Liberazione (Communität
der Befreiung > www.comunita.org) in
Gioiosa Jonica geworden ist. Eben von dieser Comunität wird es hier erzahlt
(> www.puntopace.net\AmiciInVisita\IndicaLettere.htm).
Beim ersten Mitarbeiten in Locri war der Beitrag einiger jungen Freiwilligen
aus Österreich sehr bedeutend. Danach ist auch sehr wichtig die Anfertigung
einer Kassette über das Locri-Gebiet gewesen, die, um den dortigen Tourismus zu
unterstützen, von einer großen Kooperative in Bozen, d.h. “Prisma”, hergestellt worden war. Kürzlich
ist eine Partnerschaft von Einzelnen und von Vereinen gebildet worden, die
einen “tragbaren Tourismus” („turismo sostenibile“) leisten wollen.
Unter den anderen
ist auch Tine Auerbach aus München als freiwillige voriges Jahr im Locri-Gebiet
gewesen. Sie hat kürzlich geschrieben:
«Da ich nach der Schule nicht gleich studieren
wollte und unbedingt eine Zeit ins Ausland wollte, beschloss ich, einen
Freiwilligendienst zu machen. So kam ich nach Gioiosa Jonica, einem kleinen
Dorf in Kalabrien. Ich konnte weder Italienisch sprechen, noch wusste ich viel
von der Gegend, in die ich kommen sollte. Auch über mein Projekt und meine
dortige Aufnahmeorganisation konnte ich nicht viel in Erfahrung bringen. Also
fuhr ich einfach los und war gespannt, was mich dort erwarten würde. Es war
gut, dass ich mir im Vorhinein nichts vorgestellt hatte, denn es hätte das, was
mich in den folgenden 6 Monaten erwartet hat, sowieso nicht getroffen: Ein
Leben so völlig anders als mein Leben in Deutschland. So völlig anders als
alles, was ich bisher erlebt und gesehen hatte. Anfangs war es schon oft
frustrierend: Da hatte man sich mühsam die ersten Brocken Italienisch
angeeignet, und dann sprechen sie überall nur ihren Dialekt! Und warum die
Hälfte meiner Arbeitszeit darin bestand die Gänge und Zimmer zu putzen, obwohl
sie noch vollständig sauber vom Vortag waren, verstehe ich bis heute nicht.
Aber trotz allem habe ich nie ans Aufgeben gedacht, habe meinen Entschluss nie
bereut. Im Gegenteil, je länger ich dort war, desto besser gefiel mir alles!
Angefangen bei der Natur: Wo hat man schon einmal das Meer vor den Füßen und
die Berge im Nacken? Die Blütenpracht auf den Frühjahrswiesen ist ein Bild, das
ich nie vergessen werde - Millionen wilder Osterglocken überall! Aber das Beste waren immer wieder die
Menschen: Solch eine Gastfreundschaft habe ich selten erlebt! Egal, wo du
hingekommen bist, stets haben sie dich aufgenommen wie eine alte Freundin, dich
eingeladen und sich für dich interessiert. Zugegeben, es brauchte auch dort
genauso viel Arbeit und Zeit um aus diesem Interesse echte Freundschaft werden
zu lassen, aber als ich diesen Sommer überraschend wieder zu Besuch kam, wurde
mir klar, dass es mir wirklich gelungen war! Durch meine 6 Monate Leben und
Arbeiten in Kalabrien habe ich natürlich auch viel von den Problemen
Süditaliens mitbekommen. Die hohe Arbeitslosigkeit und die Flucht der Leute in
den Norden sind Probleme, die allen schwer zu schaffen machen. Aber ich habe
auch Gegenprojekte kennen gelernt. Leute, die überzeugt sind diese Situation zu
ändern und nicht aufgeben. Leute, die sich für ihre Region einsetzen. So z.B.
Die Mitglieder meines Projektes. Sie haben eine alte Schule restauriert und
Zimmer, Büros und Werkstätten eingerichtet. Nun arbeiten und leben dort
zusammen Behinderte und Nichtbehinderte. Sie verdienen alle nicht viel und
jeder hat seine Probleme, aber trotzdem sind sie voller Idealismus und
Tatendrang. Zusätzlich sind sie einfach da, wann immer sie jemand braucht. Ohne
vorher zu überlegen, ob etwas dabei für sie herausspringt. Da gibt es etwas
wichtigeres als den "Kosten-Nutzen- Faktor" oder das Geld, wie es bei
uns in Deutschland oft der Fall ist.
Zugegeben, leicht ist es nicht immer das Leben in Kalabrien zu versehen,
denn es gibt viele Traditionen, Verhaltensregeln und Tabus, die ich zwar
verstehe und akzeptiere, nach denen ich aber nicht immer leben möchte und
könnte. Doch die gibt es überall und man muss nur offen genug sein, sich diese
andere Lebensweise einmal anzusehen und sich auf sie einzulassen, dann erfährt man
Dinge, ohne die das eigene Leben sehr viel ärmer wäre. Und nur so können
Vorurteile abgebaut werden, können Grenzen wirklich verschwinden und Europa
wirklich eine Gemeinschaft werden“.
Endlich
etwas, das man in Kalabrien nicht übersehen kann: eine Art, mit der Natur und mit seinem Gefühlen
zurechtzukommen, das hier gelingt.
Aber jetzt, wie
ich am Schluss eines Rundbriefes an die Freunde geschrieben habe, wenn viele
Leute und sogar die Gäste, wie Tine und die anderen, fortgehen, jetzt kommt die
letzte endgültige Frage: Was bleibt dann übrig? Es bleibt immer noch etwas, das
uns weitergehen und weitermachen lässt:
„Es ist wahr, beginnt die Erika mit ihren
rötlichen Büscheln zu blühen, hin und dort. Ihre Pflanzen werden dem schlechten
Wetter und sogar der Kälte des Winters trotzen. Und wisst ihr warum? Sie haben
dünne und widerstandsfähige Zweige und weit verzweigte und dichte Wurzeln. Sie
verankern sich zwischen den Steinen der Hügel und ragen bescheiden und erhaben,
wie eine stets verletzte und dennoch unzähmbare (d.h. unbesiegbare Liebe”.