Palmsonntag 2009 – Lesejahr B                                                                                                              www.puntopace.net 

Der Palmsonntag ist ein grundlegend wichtiger Tag, um das zu verstehen, auf was wir uns in der so genannten „heiligen Woche“ (Karwoche) zu feiern vorbereiten. Nie wie an diesem Tag wird Jesus als der Messias hervorgehoben. Mit Jubelschreien und mit Blätterzweigen verkünden alle das, was am Anfang nur die versteckten Geister und die Blinden erkannten, bis zum Bekenntnis von Petrus auf dem Weg nach Cäsarea Philippi: «Du bist der Messias Gottes!». Der Sohn Davids – Ausdruck mit derselben Bedeutung – wird bei seinem Einzug in die Stadt Jerusalem gefeiert, während er mit demütiger und doch königlicher Größe auf einem Esel sitzt und damit die Prophezeiung des Zacharias erfüllt: «Siehe, dein König kommt zu dir, er ist gerecht und siegreich, er ist demütig und reitet auf einem Esel» (Sacharja 9,9). Die nachfolgenden Tage werden uns die Art und den Preis dieser messianischen Königlichkeit Jesu zeigen. Die heutige Passionserzählung, die in diesem Lesejahr von Markus stammt, nimmt die Ereignisse von Gründonnerstag und Karfreitag vorweg. Die Erzählung ist wie immer bei Markus wesentlich und direkt. Ihr Höhepunkt ist der Tod Jesu, eben des Messias, der in diesem Augenblick den Vorhang des Tempels zerreißt, gleichsam um jedem Menschen den Zugang zu Gott zu erlauben, ohne Unterscheidung von Rassen oder Kulturen, beginnend mit dem Hauptmann, der, als er Jesus so sterben sieht, bekennt: Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen! Das ist der Kern des ganzen Evangeliums und dieses Sonntags selbst: Jesus ist wahrer Mensch und Gottessohn. Sein Mensch-Sein bringt ihn dazu, an unserem Tod in einer der grausamsten Formen teilzunehmen, und doch wird uns allen sein Gott-Sein das schenken, was nur in der Macht des Sohn Gottes steht: den Sieg über den Tod. Das genau wird die Frohbotschaft des nächsten Sonntags sein. Heute bleibt uns nur übrig, diesen Tod wie die Frauen aus der Ferne zu betrachten und staunend zu sehen, wie es langsam Abend wird über dieser unglaublichen Geschichte voll Schmerzen und Liebe.

 

Bild eines Kreuzes aus der Ortschaft „Le Sarre“ vor dem Dorf Tortora

 

  

GEBET 

Was sind diese Hammerschläge,
die ich von Ferne nun höre,
an diesem grauen Morgen,
der den Atem anzuhalten scheint,
und an dem es um mich herum so ist, als wenn Engel,
plötzlich traurig geworden, anfingen,
unsere menschlichen Tränen zu vergießen?
Wo ist Deine Herrlichkeit, o Herr, geblieben?
Und jene Baumstämme,
sind sie nicht Stämme eines Kreuzes,
an das man mit Deinem auch unseren Traum von der Unsterblichkeit nageln will, um für immer zu beweisen,
dass gegen die Macht der Starken und der Fanatiker
sogar das Träumen verboten ist?

Ja, jenes Kreuz wird sich bald erheben
und mit ihm werden Deine Worte so laut
wie nie im Wind und für die Ewigkeit erbeben,
und jener letzte Schrei von Dir
wird der eines Gottes sein, der den Tod durchschreitet
und damit endgültig dessen Macht überwindet!


 (GM/05/04/09)

 

Markusevangelium (Mk 11,4-11; 15,25-39) 11,4 Da machten sie sich auf den Weg und fanden außen an einer Tür an der Straße einen jungen Esel angebunden und sie banden ihn los. 5 Einige, die dabeistanden, sagten zu ihnen: Wie kommt ihr dazu, den Esel loszubinden? 6 Sie gaben ihnen zur Antwort, was Jesus gesagt hatte, und man ließ sie gewähren. 7 Sie brachten den jungen Esel zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier und er setzte sich darauf. 8 Und viele breiteten ihre Kleider auf der Straße aus; andere rissen auf den Feldern Zweige (von den Büschen) ab und streuten sie auf den Weg. 9 Die Leute, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen: Hosanna! / Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! 10 Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, / das nun kommt. / Hosanna in der Höhe! 11 Und er zog nach Jerusalem hinein, in den Tempel; nachdem er sich alles angesehen hatte, ging er spät am Abend mit den Zwölf nach Betanien hinaus… 15, 25 Es war die dritte Stunde, als sie ihn kreuzigten. 26 Und eine Aufschrift (auf einer Tafel) gab seine Schuld an: Der König der Juden. 27 Zusammen mit ihm kreuzigten sie zwei Räuber, den einen rechts von ihm, den andern links. 29 Die Leute, die vorbeikamen, verhöhnten ihn, schüttelten den Kopf und riefen: Ach, du willst den Tempel niederreißen und in drei Tagen wieder aufbauen? 30 Hilf dir doch selbst und steig herab vom Kreuz! 31 Auch die Hohenpriester und die Schriftgelehrten verhöhnten ihn und sagten zueinander: Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen. 32 Der Messias, der König von Israel! Er soll doch jetzt vom Kreuz herabsteigen, damit wir sehen und glauben. Auch die beiden Männer, die mit ihm zusammen gekreuzigt wurden, beschimpften ihn. 33Als die sechste Stunde kam, brach über das ganze Land eine Finsternis herein. Sie dauerte bis zur neunten Stunde. 34 Und in der neunten Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: Eloï, Eloï, lema sabachtani?, das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? 35 Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: Hört, er ruft nach Elija! 36 Einer lief hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf einen Stock und gab Jesus zu trinken. Dabei sagte er: Lasst uns doch sehen, ob Elija kommt und ihn herabnimmt. 37 Jesus aber schrie laut auf. Dann hauchte er den Geist aus. 38 Da riss der Vorhang im Tempel von oben bis unten entzwei. 39 Als der Hauptmann, der Jesus gegenüberstand, ihn auf diese Weise sterben sah, sagte er: Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.