7. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr B – 2009                                                               www.puntopace.net   

 

«Wohl dem, der sich des Schwachen annimmt; zur Zeit des Unheils wird der Herr ihn befreien». Diese Behauptung gleich am Anfang des Psalms 41 ist eine Zusammenfassung des Sinnes und des Wertes dessen, was wir üblicherweise Nächstenliebe nennen. Man muss sie aber gut verstehen: keineswegs ist sie von oben herabkommende Wohltätigkeit, sondern Teilhabe an der selbstlosen und solidarischen Liebe, mit der Gott uns und vor allem die Armen, die Unglücklichen und die Kranken  liebt. Bis dahin, dass er sich mit ihnen gleich setzt. Wenn Jesus verkündet, im Kranken und in jedem Bedürftigen anwesend zu sein, finden wir hier eine Abwandlung jener Gleichsetzung seitens Gottes mit jedem von ihnen, die im Sprichwörterbuch besonders überzeugend ist: «Wer den Geringen bedrückt, schmäht dessen Schöpfer, ihn ehrt, wer Erbarmen hat mit dem Bedürftigen» (14,31). Der Psalm, der wie ein bitteres Glaubensbekenntnis eines schwerkranken Mannes klingt, erinnert alle heutigen wie damaligen Gläubigen daran und nimmt dabei jene liebevolle Zuwendung vorweg, die bei der Heilung des Gelähmten auf Jesu Seite durchscheint. Aber das kommt auch bei der Sorge derjenigen zum Vorschein, die sich in allem bemühen, ihn vor sich zu tragen. Ihr Glaube und jener des Gelähmten erlangen seine „vollständige“  Rettung, jene von der Sünde eingeschlossen, von der nur Jesus wissen konnte, dass sie in ihm war. Aber es ist nicht immer so und es ist ein Irrtum und ein schwerer Mangel an Liebe, Krankheit und Sünde verbinden zu vollen (1). Im Gegenteil den Aposteln, die so was über den seit seiner Geburt blinden Mann fragen, antwortet Jesus: »Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden«. Jedenfalls kann der Glaube an Jesus uns von jedweder Lähmung befreien, eingeschlossen jener der Diskriminierung, während der Glaubensmangel und die Starrköpfigkeit der Pharisäer zu ihrem Versinken in ein falsches Gottesbild führt, dessen Folge nur ihre eigene Selbstverurteilung ist.  

    

Bild eines Behinderten, der in einem Rollstuhl von einem Helfer geschoben wird. Es stammt von der Internetseite www.asianews.it,    auf der von der Arbeit der Freiwilligen der CARITAS mit Behinderten in Nordkorea berichtet wird, unter einem Regime, das sie bis heute als unnütze Last betrachtet und nicht einmal Hilfsmaßnahmen erlaubte, sondern sie ihrem Schicksal überließ.

GEBET

Du  befiehlst uns, Jesus,
uns des Schwachen anzunehmen:
Du willst, dass wir Befreiung verwirklichen,
damit wir auch von Dir befreit werden,
indem wir Schwierigkeiten und Hoffnungen teilen
mit dem, der wie auf einem Rollstuhl sitzend
durch uns die Bäume und die Felder endlich sehen kann,
die Du auch für ihn geschaffen hast…
Von uns allen verlangst DU,
dass wir  mit jenen Freunde werden
und Zeit und Hoffnungen und Arbeit
mit allen teilen, die auch durch uns
die Lebensfreude wieder finden!
Hilf uns, dann, dass auch wir
unseren Lebenssinn durch die
an jene zurückgegebene Freude finden,
denen Zuwendung und Liebe anzubieten
Du uns aufrufst. Amen
(GM/22/02/09)

 

Psalm 41 (40). 2 Wohl dem, der sich des Schwachen annimmt; / zur Zeit des Unheils wird der Herr ihn retten. 3 Ihn wird der Herr behüten / und am Leben erhalten. Man preist ihn glücklich im Land. / Gib ihn nicht seinen gierigen Feinden preis! 4 Auf dem Krankenbett wird der Herr ihn stärken; / seine Krankheit verwandelst du in Kraft. 5 Ich sagte: Herr, sei mir gnädig, / heile mich; denn ich habe gegen dich gesündigt. 13 Weil ich aufrichtig bin, hältst du mich fest / und stellst mich vor dein Antlitz für immer. 14 Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, / von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen, ja amen.

Markusevangelium (2,1-12) 1 Als er einige Tage später nach Kafarnaum zurückkam, wurde bekannt, dass er (wieder) zu Hause war. 2 Und es versammelten sich so viele Menschen, dass nicht einmal mehr vor der Tür Platz war; und er verkündete ihnen das Wort. 3 Da brachte man einen Gelähmten zu ihm; er wurde von vier Männern getragen. 4 Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute nicht bis zu Jesus bringen konnten, deckten sie dort, wo Jesus war, das Dach ab, schlugen (die Decke) durch und ließen den Gelähmten auf seiner Tragbahre durch die Öffnung hinab. 5 Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! 6 Einige Schriftgelehrte aber, die dort saßen, dachten im Stillen: 7 Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott? 8 Jesus erkannte sofort, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was für Gedanken habt ihr im Herzen? 9 Ist es leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre und geh umher? 10 Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und er sagte zu dem Gelähmten: 11 Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! 12 Der Mann stand sofort auf, nahm seine Tragbahre und ging vor aller Augen weg. Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen.

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(1) So der Bischof vom Opus Dei, Javier Echevarria: »Die behinderten Kinder  sind  Frucht der Sünden ihrer Eltern«. Behauptung und ihre nachher gegebene Interpretation sind hier zu finden:   http://archiviostorico.corriere.it/1997/aprile/11/Handicap_gaffe_dell_Opus_Dei_co_0_9704113524.shtml

http://archiviostorico.corriere.it/1997/aprile/12/mio_pensiero_co_0_9704123740.shtml