2. Fastensonntag - Lesejahr B - 2009                                                                               www.puntopace.net

"Schon streckte Abraham seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten. Da rief ihm der Engel des Herrn vom Himmel her zu". Gott selbst hält durch seinen Boten die Hand von Abraham zurück. Das geschieht an einem Ort und in einer Zeit, die wegen des Opferns der Erstgeborenen zur Einweihung besonderer Tempel und Altäre, die so genannten "Gründungsopfer", traurige Berühmtheit erlangten. Wir erfahren von Filon von Biblos, dass die archaischen Stämme Israels diese grauenvolle Gewohnheit teilten. In der Erzählung kann man auch eine wahrhaftige Versuchung von Abraham erkennen, der sich anfänglich verpflichtet fühlen musste, trotz aller seiner Ängste in einen solchen Brauch einzuwilligen. Gott aber hielt ihn rechtzeitig auf, weil Abraham selbst sich im letzten Moment darüber bewusst wurde.  So bekundete Gott endgültig seine Abneigung gegenüber jener Art von Opfer, während das Opfern von Früchten der Erde oder von Tieren weiterhin galt, wie die übrige Erzählung zeigt. Es gelang jedoch keinem Engel, die Fanatiker aufzuhalten, die Jesus im Namen einer Religion und aus Staatsgründen opferten, die, wie es noch heute zuweilen geschieht, über jedes menschliche Mitleid und jedes echte religiöse Gefühl gestellt wurden. Aber dieser mörderischen Verschwörung entzog sich Jesus nicht und gab sein Leben durch jenes Opfer hin. Das Gehen Isaacs, das Holz tragend, auf dem er hätte geopfert werden sollen, das darauf gebunden, gelegt und vor dem Tod gerettet Werden wurden als Vorankündigungen des Todes Jesu betrachtet. Während der Tod Isaacs nur seelisch und als Befürchtung geschah, war er für Jesus doch blutig und wirklich. Dies deutet auch die Erzählung von seiner Verklärung im heutigen Evangelium an, das uns als Schlusspunkt jenes Opfers den glorreichen Sieg über den Tod aufzeigt.  

 

Das Bild zeigt das Opfer einiger Erdfrüchte
auf zwei nebeneinander stehenden Altären.
An einem von ihnen erkennt man ein Lamm
(Museum in Palmira – Syrien.
Quelle La nuova Bibbia per la famiglia, ed. San Paolo).

GEBET

So lief der kleine Isaac an jenem Morgen,
als er auf seinen Schultern
das Holz für sein befürchtetes Opfer trug,
und er konnte nicht wissen,
dass Du, Jesus, eines Tages eine noch schwerere Last
schleppen würdest - nicht mit der Frage
sondern mir der Sicherheit im Herzen,
dass Du auf jenem Kreuzesholz
bald geopfert werden würdest…
Du hörtest dieselbe Antwort klingen,
die Abraham aussprach:
«Gott wird vorsorgen!», indem Du dachtest,
dass Dein Vater für Dich auch
in Deinem Tod sorgen würde.
Wenn die Religion der Menschen wahnsinnig wird
und die mörderische Wut keine Hintertür offen lässt,
und sogar die Engel unfähig sind,
das Massaker der Unschuldigen zu verhindern,
kommst Du zu unserer blutigen Erde,
um all diesem mit Deiner Hingabe Schluss zu machen.
Und das ist nicht mehr die Gabe des Blutes eines für Gott geopferten Menschen, sondern das Blut von Gott selbst
– vergossen, damit die Menschen
endlich wieder zu Verstand kommen
und geheilt werden von all ihrem Wahnsinn.
Danke, o Jesus!
(GM/08/03/09).

 


Buch Genesis
22, 10-14 ... 10 Schon streckte Abraham seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten. 11 Da rief ihm der Engel des Herrn vom Himmel her zu: Abraham, Abraham! Er antwortete: Hier bin ich. 12 Jener sprach: Streck deine Hand nicht gegen den Knaben aus und tu ihm nichts zuleide! Denn jetzt weiß ich, dass du Gott fürchtest; du hast mir deinen einzigen Sohn nicht vorenthalten. 13 Als Abraham aufschaute, sah er: Ein Widder hatte sich hinter ihm mit seinen Hörnern im Gestrüpp verfangen. Abraham ging hin, nahm den Widder und brachte ihn statt seines Sohnes als Brandopfer dar. 14 Abraham nannte jenen Ort Jahwe-Jire (Der Herr sieht), wie man noch heute sagt: Auf dem Berg lässt sich der Herr sehen.

Markusevangelium (9,2-10) 2 Sechs Tage danach nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg, aber nur sie allein. Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; 3 seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann. 4 Da erschien vor ihren Augen Elija und mit ihm Mose und sie redeten mit Jesus. 5 Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. 6 Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte; denn sie waren vor Furcht ganz benommen. 7 Da kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören. 8 Als sie dann um sich blickten, sahen sie auf einmal niemand mehr bei sich außer Jesus. 9 Während sie den Berg hinabstiegen, verbot er ihnen, irgendjemand zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei. 10 Dieses Wort beschäftigte sie und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen.