9. Sonntag des Jahreskreises A – 2008                                                               www.puntopace.net

 

Man kann nicht fortwährend im Gleichgewicht leben, indem man nur entscheidet, keine Entscheidung zu treffen. Die Lesung dieses Sonntags fordert uns auf, eine klare Entscheidung zu fällen: Die Entscheidung für Gott und den konsequenten Weg des Anhörens und der Treue zu seinem Wort. Das bedeutet ein Anhören im wahrsten Sinne, nämlich hören als gehorchen (lateinisch ob-audire). Das ist kein nur formaler Akt dessen, der sich darauf beschränkt,  immer dieselben Formeln zu sprechen, wäre es auch eine verbindliche Formel wie jene, mit der man die Göttlichkeit Jesu bekannte, indem man wiederholte: «Herr, Herr!». Ein nur deklamierter Glaube ohne Gehalt ist wie ein auf Sand gebautes Haus. Er läuft immer Gefahr, zu implodieren aufgrund von Gefühlen, Enttäuschungen oder falschen Hoffnungen, wie zum Beispiel jener abwegigen Hoffnung auf einen Gott, der nur als Garant für den eigenen Erfolg im Leben betrachtet wird. Werden diese enttäuscht, nimmt auch der Glaube ab. Es wäre vielleicht richtiger, zu sagen: Hier ist niemals Glaube gewesen. Der Glaube lebt wahrlich nicht von Illusionen, Selbsttäuschungen oder dem Gedanken an Patentlösungen. Er ist vielmehr ein auf Fels gebautes Haus: Das stürzt nicht ein, nicht einmal, wenn alles andere zusammenbrechen würde. Insofern darf man sich nicht an Gott wenden, ohne sich zu verpflichten, das eigene Leben zu ändern. Ab und zu wäre es nicht schlecht, den Hinweis einer Hauptfigur von B. Brecht ernst zu nehmen: Bevor man jemanden fragt, ob er an Gott glaube, wäre die Überlegung gut, inwieweit das Leben aufgrund der Antwort auf diese Frage sich tatsächlich ändert …

 

 

Tortoras ältestes Viertel,

wo die Häuser direkt auf die Felsen gebaut worden sind.

GEBET

   Hier eine Traube von Häusern,
die nicht von oben abgestützt sind,
wie es bei den Weinbergen geschieht,
welche sich gerade in diesen Tagen

in funkelnden Glanz kleiden!

   Hier ward unsere Heimat geboren,
sich an die Felsen klammernd,
wuchtige Felsen,

wie solide Säulen aus der Erde gewachsen,
sogar den Erdbeben trotzend,
mehr als den Stürmen.
   Auf diesen Felsen steht sie immer noch
und fordert die Zeit heraus,
welche die Felsen quasi runzelt, wie unsere Alten,
von denen viele beim Appell schon fehlen.

   Oh Gott, heute habe ich beinahe Angst,
diesen Deinen Namen zu wiederholen,

Angst davor, allein derjenige zu sein
der dessen Klang kundgibt!

   Und doch kann ich das nicht unterlassen,
wenn auch nur, um Deine Hilfe zu erbitten,
damit ich mich jeden Tag mehr in Dir verankere,
der Du der Felsen bist, der niemals einstürzt.

Amen                                                                (GM/01/06/08

 

 

Deuteronomium (11,18-32) Diese meine Worte sollt ihr auf euer Herz und auf eure Seele schreiben. Ihr sollt sie als Zeichen um das Handgelenk binden. Sie sollen zum Schmuck auf eurer Stirn werden….Seht, heute werde ich euch den Segen und den Fluch vorlegen: den Segen, weil ihr auf die Gebote des Herrn, eures Gottes, auf die ich euch heute verpflichte, hört, und den Fluch für den Fall, dass ihr nicht auf die Gebote des Herrn, eures Gottes, hört, sondern von dem Weg abweicht, den ich euch heute vorschreibe, und anderen Göttern nachfolgt, die ihr früher nicht gekannt habt. …Wenn ihr jetzt den Jordan überschreitet, um in das Land, das der Herr, euer Gott, euch gibt, hineinzuziehen und es in Besitz zu nehmen, und wenn ihr es in Besitz genommen habt und es bewohnt, dann sollt ihr auf alle Gesetze und Rechtsvorschriften, die ich euch heute vorlege, achten und sie halten.

Matthäus (7,21-27) Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr! wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten und haben wir nicht mit deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit deinem Namen viele Wunder vollbracht? Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Übertreter des Gesetzes! Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut. Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute.  Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört.