27. Sonntag des Jahreskreises A - 2008                                                                       www.puntopace.net 

  Auch die Lesungen dieses Sonntags drehen sich um den Weinberg und dies gerade zu der Zeit, in der man     in unseren Weinbergen die letzten Trauben erntet … Der Hauptgrund seitens Jesu für dieses Gleichnis des Weinbergs und seiner Frucht ist die biblische Tradition, in welcher der Weinberg für das Gottesvolk steht (siehe die erste Lesung von Jesaja). Dennoch erhalten wir seit einigen Wochen von Matthäus  die fast eigensinnige Botschaft, dass die Zugehörigkeit zu einer Nation, wäre sie auch der glorreiche Weinberg, zu dem er auch gehörte, kein ausreichender Grund für die Rettung sein kann (die messianische Rettung ist in  erster Linie gemeint). In diesem Zusammenhang weisen gerade jene, die als die bedeutenderen Söhne ermittelt werden, die Appelle der Boten Gottes zurück, bis zum Punkt, den größten der Gesandten abzuweisen und zu töten, nämlich den Sohn selbst, den Messias. Die Parabel des vorigen Sonntags hatte dieselbe Bedeutung, und wenn wir den griechischen Originaltext verfolgen, war der erste Sohn jener, der  wörtlich sagte, den Willen des Vaters erfüllen zu wollen, sich aber durch die Taten widersprach.  Die narrative Logik bleibt dieselbe, obwohl die Reihenfolge der zwei Söhne in der neusten italienischen Übersetzung, wegen einiger alter Handschriften und der lateinischen Fassung (Vulgata) umgestellt wurde. Die Botschaft ist allerdings eindeutig: Die Ersten bleiben nicht immer solche nur aufgrund ihrer geschichtlich-sozialen Zugehörigkeit. Stattdessen können einige von ihnen – sicher nicht alle – Mörder des Sohnes werden. Das ist die harte und traurige Überlegung des Hebräers Matthäus, welche sich aber jedem Volk widmen kann und muss, sodass die antijüdische Polemik überwunden werde. . Heutzutage muss man daran denken, dass unter uns, sogar unter uns Christen einige seien, welche die erneuernde und prophetische Kraft des Gotteswortes auszumerzen suchen, wenn von solchem Adjektiv nicht mehr als eine geschichtliche oder soziale Kennzeichnung bleibt.   

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Jesus unter einer kreuzähnlichen Weinkelter. Sein Blut bringt Befreiung, Teilhabe und Rettung. Das ist ein Hungertuch aus Äthiopien (1978 - Alemayehu Bizuneh) – Teil der Hunger-tuchgalerie der .karitativen Gesellschaft „Miserior“.

GEBET

 Die Trauben wurden schon zerquetscht
und bald werden sie Wein;
aus diesem Wein werden einige Tropfen zu Deinem Blut.
Das ist ein Blut, das über die Jahrhunderte bleiben wird,
bis diese Welt dem Zusammenprall

mit so viel  Gewalt standhalten kann,
Gewalt, die nicht einmal vor Deinem Wort zurückwich,
das doch das Wort Gottes war
und der zum Wort gewordene Gott!

 

Aber Du, Jesus, kamst rechtzeitig in unseren Weinberg,
vor dem großartigen und erschütternden Erntetag,
und versammeltest zu beliebiger Tagesstunde Arbeiter
und wolltest die Zäune

für jede Art Männer und Frauen weit öffnen,

wobei Du sagtest, dass die damals Allerbösesten,
von einer unbezwingbaren Liebe erneuert, den Verdienstvollen und Frommen vorangegangen wären…
Vielleicht war es das, was bei den „Privilegierten“

das Gefäß des Hasses überlaufen ließ,

und Dir nichts Anderes übrig blieb,
als einen Kelch überlaufen zu lassen,
einen Kelch voller Wein,
in dem Du Dein Blut sahst und für immer wolltest.

Matthäus (21,33-43) 33 Hört noch ein anderes Gleichnis: Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land. 34 Als nun die Erntezeit kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seinen Anteil an den Früchten holen zu lassen. 35 Die Winzer aber packten seine Knechte; den einen prügelten sie, den andern brachten sie um, einen dritten steinigten sie. 36 Darauf schickte er andere Knechte, mehr als das erste Mal; mit ihnen machten sie es genauso. 37 Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben. 38 Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten, damit wir seinen Besitz erben. 39 Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um. 40 Wenn nun der Besitzer des Weinbergs kommt: Was wird er mit solchen Winzern tun? 41 Sie sagten zu ihm: Er wird diesen bösen Menschen ein böses Ende bereiten und den Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist. 42 Und Jesus sagte zu ihnen: Habt ihr nie in der Schrift gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, / er ist zum Eckstein geworden; / das hat der Herr vollbracht, / vor unseren Augen geschah dieses Wunder? 43 Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt.                                                                       

Jesaja (5,1-7) 1 Ich will ein Lied singen von meinem geliebten Freund, / ein Lied vom Weinberg meines Liebsten. Mein Freund hatte einen Weinberg / auf einer fruchtbaren Höhe….3 Nun sprecht das Urteil, Jerusalems Bürger und ihr Männer von Juda, / im Streit zwischen mir und dem Weinberg! 4 Was konnte ich noch für meinen Weinberg tun, / das ich nicht für ihn tat? Warum hoffte ich denn auf süße Trauben? / Warum brachte er nur saure Beeren? 5 Jetzt aber will ich euch kundtun, / was ich mit meinem Weinberg mache: Ich entferne seine schützende Hecke; / so wird er zur Weide. Seine Mauer reiße ich ein; / dann wird er zertrampelt. 6 Zu Ödland will ich ihn machen. / Man soll seine Reben nicht schneiden / und soll ihn nicht hacken; Dornen und Disteln werden dort wuchern. / Ich verbiete den Wolken, ihm Regen zu spenden. 7 Ja, der Weinberg des Herrn der Heere / ist das Haus Israel und die Männer von Juda sind die Reben, / die er zu seiner Freude gepflanzt hat. Er hoffte auf Rechtsspruch - / doch siehe da: Rechtsbruch, und auf Gerechtigkeit - / doch siehe da: Der Rechtlose schreit.